Sind Nutrias „ Schuld“ oder helfen sie sogar bei der Regeneration ?
Beispiel:
Rückgang der Röhrichtgürtel an den Krickenbecker Seen
Zitat
„Hauptursache für den drastischen Rückgang von Unterwasser- und Röhrichtpflanzen an den Krickenbecker Seen ist die Einleitung von Abwässern aus Industrie und Landwirtschaft bis in die 1980er Jahre ….“
Maßnahmen die dort getroffen wurden sind u.a. Mähen. Beim Mensch nennt man die Aktion Mähen, beim Tier Fressen, beim Nutria speziell leider oft „ Vernichten“.
Man könnte also fast feststellen, dass Nutrias somit, mit dem gelegentlichem Fressen von Röhricht, denn es stellt ja nicht zwangsläufig deren Hauptnahrung dar, der vorhandenen Natur/ Vegetation helfen sich zu regenerieren.
Zitat
„Nach der Kartierung wurden in den Jahren 2014/2015 auf den Flächen unterschiedliche Maßnahmen durchgeführt. Diese reichten vom Freistellen zugewachsener Röhrichte durch das Entfernen von Erlen und Weidengebüsch über Schilfmahd bis zum Abtragen der Vegetationsschicht im Zentrum der Flächen (das sog. "Plaggen").
Wiedervernässung von Schilfflächen
Mähen und Plaggen sind erforderlich, um das Schilf zu revitalisieren und wieder zu vernässen. …“
Im Grunde nicht viel anderes was Nutrias und andere Tiere machen.
Allerdings ohne, dass sie dafür bezahlt werden.
Zitat
„Die Finanzierung des Projekts erfolgt über Ausgleichsgelder des Niersverbands.“
Wobei man ergänzen muss, dass der Niersverband durchaus auch sehr viel für die Natur macht und den Nutzen von Renaturierungen und/ oder entsprechender Gestaltung der Ufer im Blick hat.
Hohe Bestände an Röhricht, Artenvielfalt und Nutrias - es funktioniert durchaus
Ein Beispiel dafür sind Rieselfelder Münster, wo es schon seit sehr langer Zeit Nutrias gibt*.
Nicht nur das sie dort leben und trotzdem noch Röhricht und eine Vielzahl an anderen Tieren und Vögeln vorhanden ist, nein, der Röhricht wächst dort sogar so gut, dass man ihn mit Mahd in Schach halten muss.
Zitat
„Während die scheue Wasserralle meist zu Fuß im Gewirr der Schilfstängel unterwegs ist, befestigen der Teichrohrsänger oder die Zwergmaus ihre Nester auf halber Höhe zwischen den Halmen. Weiter oben sucht die Bartmeise in den Ähren nach Samen. Und selbst das Kellergeschoss ist bewohnt: Hier haben es sich Nutrias und Bisam in ihren unterirdischen Bäuen gemütlich gemacht.
So vielfältig das Leben im Röhricht auch ist – da, wo sich das Schilf zu sehr breit macht, muss es zugunsten von Wasser- und Schlammflächen von Zeit zu Zeit durch Mahd zurückgedrängt werden.”
Quelle
Röhrichte – Biologische Station
https://rieselfelder-muenster.de/roehrichte/
* Einst wurden die Nutrias sogar im Münsterland bewusst angesiedelt, eben zur Gewässerpflege.
Konzept „ Mit der Natur, statt gegen sie“
Deswegen ( Naturschutz ), aber auch für den Hochwasserschutz, hat man in Großbritannien z.B. vor einigen Jahren begonnen, den Biber wieder anzusiedeln. Der übrigens eben auch u.a. Röhricht frisst und eben durch seine Anwesenheit / Wiederansiedlung dem Menschen eine Menge Geld/ Zeit und Mühe einspart.
Nicht nur Nutrias
Und immer wieder erwähnen muss man eben auch, dass es eben noch eine Vielzahl anderer Tiere gibt, die Röhricht bearbeiten und/ oder fressen. Ob Vogel, Säugetier oder Fisch.
Zitat
Aus den Beobachtungen in einem Natura 2000 Gebiet ( Dümmer )
„Über mehrere Jahre am Röhricht angebrachte Wildkameras zeigten, dass der Fraßdruck im Frühjahr überwiegend von Graugänsen ausgeht. Zeit- und stellenweise treten auch Bisam, Nutria und Blässhuhn verstärkt in Erscheinung.“
Quellen
Natur und Umweltschutzvereinigung e.V.
http://nuvd.de/projekte/roehrichtentwicklung
Biologische Station Krickenbecker Seen
https://www.bsks.de/Projekte/Roehrichtoptimierung.html
„Großbritannien will zum Überschwemmungsschutz Biber wieder ansiedeln“ ( Beispielartikel von 2019 )
„Biber sollen Briten beim Kampf gegen Überschwemmungen helfen“
Info Röhricht
Röhricht ( Wikipedia )
„Röhricht bezeichnet ein Biotop und eine Pflanzengesellschaft im Flachwasser- und Uferrandbereich von Gewässern. Es besteht aus großwüchsigen, schilfartigen Pflanzen (Röhrichtpflanzen) wie Schilfrohr (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha spec.), Igelkolben (Sparganium spec.), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) und Wasser-Schwaden (Glyceria maxima); ferner aus Kalmus (Acorus calamus), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Froschlöffel (Alisma spec.) und aus weiteren Arten.“